hier aus web.de von Julia Katharina Stüß
Wie der Klimawandel unseren Speiseplan bestimmt
- Durch
die starken Klimaschwankungen wird der Anbau verschiedener Lebensmittel
weltweit problematisch.
- Welche Lebensmittel werden zukünftig viel teurer oder können gar nicht mehr gekauft werden?
Steigende
Meeresspiegel und Unwetter kennen wir schon längst als Folgen des Klimawandels. Doch unserem
Speiseplan haben die extremen Temperaturen bisher kaum geschadet. Das werden
sie aber noch - und zwar in absehbarer Zeit.
In etwa 25
bis 50 Jahren werden wir uns als Normalverdiener im Supermarkt viele Lebensmittel nicht mehr leisten können,
warnt der Agrarwissenschaftler Wilfried Bommert. Schuld daran sind die zwei
Extreme des Klimawandels:
- zu viel
Trockenheit zur falschen Zeit
- zu
hoher Niederschlag zur falschen Zeit
Damit zum
Beispiel Weizen oder Kartoffeln wachsen, brauchen die Pflanzen die Temperaturen
und Niederschläge, an die sie bisher gewöhnt waren.
Europa: Rekord-Hitze verändert den bisherigen Anbau
"In den
letzten zehn Jahren hatten wir auch die heißesten Jahre überhaupt", sagt
Bommert. "Durch dieses veränderte Klima ändern sich die Vegetationszonen
der Erde. Das heißt, die Wüsten breiten sich aus; die Sahara kommt über das
Mittelmeer zu uns und macht sich in Spanien, Italien und der Türkei breit. Das
ist mit veränderten Niederschlagsmengen und veränderten Temperaturen verbunden.
Und dieses Wetter führt dann zu Ernteausfällen – teilweise oder ganz."
Ein gefährdetes Lebensmittel: Kaffee
..."Bei der Hauptsorte Arabica ist es schon sehr
kritisch", sagt der Agrarwissenschaftler. Sie wird hauptsächlich in den
Höhenlagen in Brasilien angebaut, denn der Kaffee hat gern kalte Füße und warme
Blätter. "Durch die Veränderungen des Klimas wird aber die ganze Pflanze
warm. Die Bauern sind mit ihrem Kaffee aber bereits auf die höchsten Berge
gezogen. Der Kaffee-Anbau wird so also nicht mehr funktionieren; die
Kaffee-Anbauflächen in Brasilien werden
sich wahrscheinlich um 80 Prozent verringern....
Auch dem Kakao wird es
zu heiß
Warm ist es auch in Westafrika – und eigentlich sind
Ghana und die Elfenbeinküste der ideale Standort für Kakao-Bäume. Bis zu 35
Grad können die Pflanzen aushalten. Aber auch hier steigen die Temperaturen
weiter, die Kakao-Bäume versuchen, mit mehr Wasser ihren Kühlkreislauf in Gang
zu setzen. Zu wenig Regen bedroht Bäume und Ernte......
Luxusgut der Zukunft:
Mandeln
Die meisten Mandeln, die wir im Supermarkt kaufen,
kommen aus Kalifornien. Mandelbäume sind besonders durstige Pflanzen: Eine
einzige Mandel benötigt zum Wachsen knapp vier Liter Wasser.
Große Dürren und die darauf folgenden tiefen
Brunnenbohrungen der Bauern sorgen für ein dramatisches Absinken des
Grundwasserspiegels in der Mandel-Anbau-Region.
Trotzdem halten die Mandel-Bauern an ihren Bäumen
fest. Etliche moderne Bewässerungsanlagen auf den Farmen reduzieren zwar den
Wasserverbrauch, die Brunnen müssen jedoch immer tiefer gebohrt werden.
Problem im
Lebensmittel-Anbau: Monokulturen
Ein großes Problem sieht Agrarwissenschaftler Bommert
in den Monokulturen – wie etwa beim Mandel-Anbau: der Boden wird immer durch
die gleiche Pflanzenart bewirtschaftet.
"Wir werden wieder zu der vielseitigen Landwirtschaft
zurückkommen, wo mehrere Kulturen nebeneinander angebaut werden", sagt der
Experte. "Vielfalt ist das einzige, was uns in unseren
Ernährungskreisläufen noch Stabilität geben kann."
Zu nass, zu trocken:
Bakterien und Schädlinge breiten sich aus
Nicht nur Hitze, Trockenheit und Unwetter mit
sintflutartigem Regen machen Kaffee, Kakao und Mandeln zu schaffen. Aufgrund
der Klima-Extreme entwickeln sich neue Schädlinge, die den Pflanzen schaden –
und manchmal haben die Schädlinge auch noch Bakterien mit im Gepäck.....
Der Wein und die
Kirsch-Essig-Fliege
Nun könnte man denken, der Klimawandel betreffe
hauptsächlich die Lebensmittel, die im Ausland angebaut werden. Aber auch
Europa leidet - unter anderem wegen eines 2009 importierten Schädlings, der den
Weinbauern seitdem Sorgen bereitet: die Kirsch-Essig-Fliege......
Meerestiere und die
Übersäuerung des Wassers
....."Solange wir zu viel CO2, Kohlenstoff-Dioxid, in
der Atmosphäre haben, ist die logische Konsequenz, dass die Versauerung der
Meere voranschreitet", sagt Bommert. "Das hat zur Folge, dass Kalk im
Meerwasser aufgelöst wird. Tiere, die im Meer wohnen und Kalk-Panzer haben, wie
etwa Muscheln, werden zerstört. Tintenfische und Quallen zum Beispiel haben
bessere Voraussetzungen für ihr Leben."
Aus Liebe zum Klima:
Verzicht auf Kaffee, Orangen und Co.?
Als mögliche Lösung schlagen manche vor, ganz auf die
Verlierer des Klimawandels – und nicht lebensnotwendige Dinge – wie Kaffee,
Kakao, Tee, Orangen oder Mandeln zu verzichten.
Für die Bauern in den Anbau-Gebieten wäre das jedoch katastrophal, sagt Agrarwissenschaftler Bommert: "Den Anbauern wird die Existenzgrundlage entzogen, und in Ländern wie Brasilien heißt das: Abwanderung der Bauern in die großen Städte, weil sie auf dem Land nichts mehr haben, und die Auffangstationen in den großen Städten sind die Slums, die Armenviertel."...
Der Verzicht auf
Fleisch tut dem Klima gut
Anders ist dagegen die Abnahme an Fleisch-Konsumenten
zu bewerten: "Das ist in jeder Hinsicht gut, denn Fleisch ist das größte
Klima-Problem, das wir haben", sagt Wilfried Bommert.
noch eine Ergänzung hier aus dem Spiegel mit Video
Basmati-Anbau im Himalaja3000 Liter Wasser für eine Packung Reis
Mandelmilch ist nicht so ökologisch, wie viele denken
Eine Studie zeigt: Wer sich vegan oder vegetarisch ernährt, trägt unter Umständen mehr zur globalen Wasserknappheit bei als ein Fleischesser, weil viele Pflanzen bewässert werden müssen.
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