Sonntag, 5. September 2021

Bedrohte Lebensmittel

 hier aus web.de von Julia Katharina Stüß

Wie der Klimawandel unseren Speiseplan bestimmt

  • Durch die starken Klimaschwankungen wird der Anbau verschiedener Lebensmittel weltweit problematisch.
  • Welche Lebensmittel werden zukünftig viel teurer oder können gar nicht mehr gekauft werden?

Steigende Meeresspiegel und Unwetter kennen wir schon längst als Folgen des Klimawandels. Doch unserem Speiseplan haben die extremen Temperaturen bisher kaum geschadet. Das werden sie aber noch - und zwar in absehbarer Zeit.

In etwa 25 bis 50 Jahren werden wir uns als Normalverdiener im Supermarkt viele Lebensmittel nicht mehr leisten können, warnt der Agrarwissenschaftler Wilfried Bommert. Schuld daran sind die zwei Extreme des Klimawandels:

  • zu viel Trockenheit zur falschen Zeit
  • zu hoher Niederschlag zur falschen Zeit

Damit zum Beispiel Weizen oder Kartoffeln wachsen, brauchen die Pflanzen die Temperaturen und Niederschläge, an die sie bisher gewöhnt waren.

Europa: Rekord-Hitze verändert den bisherigen Anbau
"In den letzten zehn Jahren hatten wir auch die heißesten Jahre überhaupt", sagt Bommert. "Durch dieses veränderte Klima ändern sich die Vegetationszonen der Erde. Das heißt, die Wüsten breiten sich aus; die Sahara kommt über das Mittelmeer zu uns und macht sich in Spanien, Italien und der Türkei breit. Das ist mit veränderten Niederschlagsmengen und veränderten Temperaturen verbunden. Und dieses Wetter führt dann zu Ernteausfällen – teilweise oder ganz."

Ein gefährdetes Lebensmittel: Kaffee
..."Bei der Hauptsorte Arabica ist es schon sehr kritisch", sagt der Agrarwissenschaftler. Sie wird hauptsächlich in den Höhenlagen in Brasilien angebaut, denn der Kaffee hat gern kalte Füße und warme Blätter. "Durch die Veränderungen des Klimas wird aber die ganze Pflanze warm. Die Bauern sind mit ihrem Kaffee aber bereits auf die höchsten Berge gezogen. Der Kaffee-Anbau wird so also nicht mehr funktionieren; die Kaffee-Anbauflächen in Brasilien werden sich wahrscheinlich um 80 Prozent verringern....

Auch dem Kakao wird es zu heiß
Warm ist es auch in Westafrika – und eigentlich sind Ghana und die Elfenbeinküste der ideale Standort für Kakao-Bäume. Bis zu 35 Grad können die Pflanzen aushalten. Aber auch hier steigen die Temperaturen weiter, die Kakao-Bäume versuchen, mit mehr Wasser ihren Kühlkreislauf in Gang zu setzen. Zu wenig Regen bedroht Bäume und Ernte......

Luxusgut der Zukunft: Mandeln
Die meisten Mandeln, die wir im Supermarkt kaufen, kommen aus Kalifornien. Mandelbäume sind besonders durstige Pflanzen: Eine einzige Mandel benötigt zum Wachsen knapp vier Liter Wasser.

Große Dürren und die darauf folgenden tiefen Brunnenbohrungen der Bauern sorgen für ein dramatisches Absinken des Grundwasserspiegels in der Mandel-Anbau-Region.

Trotzdem halten die Mandel-Bauern an ihren Bäumen fest. Etliche moderne Bewässerungsanlagen auf den Farmen reduzieren zwar den Wasserverbrauch, die Brunnen müssen jedoch immer tiefer gebohrt werden.

Problem im Lebensmittel-Anbau: Monokulturen
Ein großes Problem sieht Agrarwissenschaftler Bommert in den Monokulturen – wie etwa beim Mandel-Anbau: der Boden wird immer durch die gleiche Pflanzenart bewirtschaftet.

"Wir werden wieder zu der vielseitigen Landwirtschaft zurückkommen, wo mehrere Kulturen nebeneinander angebaut werden", sagt der Experte. "Vielfalt ist das einzige, was uns in unseren Ernährungskreisläufen noch Stabilität geben kann."

Zu nass, zu trocken: Bakterien und Schädlinge breiten sich aus
Nicht nur Hitze, Trockenheit und Unwetter mit sintflutartigem Regen machen Kaffee, Kakao und Mandeln zu schaffen. Aufgrund der Klima-Extreme entwickeln sich neue Schädlinge, die den Pflanzen schaden – und manchmal haben die Schädlinge auch noch Bakterien mit im Gepäck.....

Der Wein und die Kirsch-Essig-Fliege
Nun könnte man denken, der Klimawandel betreffe hauptsächlich die Lebensmittel, die im Ausland angebaut werden. Aber auch Europa leidet - unter anderem wegen eines 2009 importierten Schädlings, der den Weinbauern seitdem Sorgen bereitet: die Kirsch-Essig-Fliege......

Meerestiere und die Übersäuerung des Wassers
....."Solange wir zu viel CO2, Kohlenstoff-Dioxid, in der Atmosphäre haben, ist die logische Konsequenz, dass die Versauerung der Meere voranschreitet", sagt Bommert. "Das hat zur Folge, dass Kalk im Meerwasser aufgelöst wird. Tiere, die im Meer wohnen und Kalk-Panzer haben, wie etwa Muscheln, werden zerstört. Tintenfische und Quallen zum Beispiel haben bessere Voraussetzungen für ihr Leben."

Aus Liebe zum Klima: Verzicht auf Kaffee, Orangen und Co.?
Als mögliche Lösung schlagen manche vor, ganz auf die Verlierer des Klimawandels – und nicht lebensnotwendige Dinge – wie Kaffee, Kakao, Tee, Orangen oder Mandeln zu verzichten.

Für die Bauern in den Anbau-Gebieten wäre das jedoch katastrophal, sagt Agrarwissenschaftler Bommert: "Den Anbauern wird die Existenzgrundlage entzogen, und in Ländern wie Brasilien heißt das: Abwanderung der Bauern in die großen Städte, weil sie auf dem Land nichts mehr haben, und die Auffangstationen in den großen Städten sind die Slums, die Armenviertel."...

Der Verzicht auf Fleisch tut dem Klima gut
Anders ist dagegen die Abnahme an Fleisch-Konsumenten zu bewerten: "Das ist in jeder Hinsicht gut, denn Fleisch ist das größte Klima-Problem, das wir haben", sagt Wilfried Bommert.


noch eine Ergänzung  hier aus dem Spiegel mit Video

Basmati-Anbau im Himalaja3000 Liter Wasser für eine Packung Reis

Basmatireis wächst nur an wenigen Orten in Indien und Pakistan. Doch der Wasserverbrauch ist hoch, in den Anbaugebieten sinkt der Grundwasserspiegel. Was bedeutet das für unseren Konsum?
oder in der Süddeutschen Zeitung hier (nur für Abonennten):
Mandelmilch ist nicht so ökologisch, wie viele denken
Eine Studie zeigt: Wer sich vegan oder vegetarisch ernährt, trägt unter Umständen mehr zur globalen Wasserknappheit bei als ein Fleischesser, weil viele Pflanzen bewässert werden müssen. 
Studie WWF (für alle zugänglich)  hier

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