Statement zur Landwirtschaft im Regionalverband (25.6.21)
Während 1996 – dem Jahr der letzten Fortschreibung des
Regionalplans Bodensee-Oberschwaben der durchschnittliche landwirtschaftliche Betrieb
bei rund 16ha Produktionsfläche lag – liegt er heute bei rund 36ha pro Betrieb.
Sprich 20ha braucht ein durchschnittlicher Betrieb mehr, um überhaupt konkurrenzfähig
zu bleiben. Während 1996 noch rund
90.000 Betriebe als landwirtschaftliche Betriebe in BW wirtschafteten, sind es
heute noch rund 39.000. Einem Verlust von über 50.000 Betrieben, bäuerlichen
Familienbetrieben. Bauernsterben in Oberschwaben.
Der neue Regionaplan-Entwurf stellt erneut den endlichen
Faktor Boden für Verkehr und Industrie zur Verfügung – entzieht diesen der
Landwirtschaft, der für sie so wichtig ist wie für einen Menschen das Atmen –
ohne Boden keine Landwirtschaft. Unternehmerisch für uns landwirtschaftlichen
Unternehmer – ein NO-GO – ein
Garausmachen.
Der Regionalplan: eine einseitige Vorgehensweise; er wurde ohne
uns Bäuerinnen und Bauern gemacht, wir die seit Jahrhunderten oder länger diese
Flächen bewirtschaften und das täglich Brot für unsere Region erzeugen,
Nun sollen durch den neuen Entwurf uns Bäuerinnen und
Bauern erneut rund 3000ha an Fläche zur heimischen Lebensmittelproduktion, zeitgleich
Flächen für Co2 Senken und dem Humusaufbau entzogen werden.
Ich erinnere, dass sich der BLHV – badisch landwirtschaftlicher Hauptverband, die AbL, demeter Baden-Württemberg, die Bioland Gruppe Sigmaringen-Bodensee sowie einzelne Betriebe der Solidarischen Landwirtschaft dezidiert GEGEN den aktuell vorliegenden Entwurf positionieren und allesamt dem Aktionsbündnis zukunftsfähiger Regionalplan beigetreten sind. Das sind hunderte an Bäuerinnen und Bauern, die durch die Entscheidung heute um ihre Zukunft fürchten müssen.
Eine derartige Flächenreduktion für die Landwirtschaft
bedeutet, dass alleine durch die Neuausweisungen weitere bäuerliche Wirtschaftsbetriebe
ihre Hoftore schließen werden. Etliche weitere folgen, da durch das knappere
Land, die Pachtpreise in der anschießenden Nachbarschaft in die Höhe steigen
lassen – was Boden für Landwirte mancherorts zu einem unerschwinglichen Gut
werden lässt – anderenorts ist er dies bereits.
Sonderflächen wie die der Sonderkulturen am Bodensee unter
Schutzstatus zu stellen, werden nicht annäherungsweise helfen, dem Druck der
zusätzlich auf die landwirtschaftliche Fläche auferlegt wird, entgegenzuwirken.
Landwirtschaft funktioniert nur mit Fläche.
Wer diesem Regionalplan zustimmt, stimmt automatisch gegen
den Erhalt und die Zukunftsfähigkeit unserer heute bestehenden bäuerlichen Landwirtschafts-Betriebe
in der Region Bodensee-Oberschwaben, gegen die zukünftige Produktion von
heimischen Lebensmitteln im heutigen Umfang, gegen die Möglichkeit Humus auf diesen
rund 3000 ha aufzubauen und sie als Klimapuffer gezielt zum Erreichen des 1,5
Grad Ziels einzusetzen.
Auch Biodiversität braucht Fläche – um Natur Natur sein zu
lassen. Spätestens seit Corona wissen wir, dass aktive Naturräume zeitgleich
der beste Pandemieschutz sind. Während die Krefelder Studie von einem
Insektenschwund von rund 75% spricht, kommt die Studie die auf der Schwäbischen
Alb erfolgt auf einen Rückgang von bis zu 97%.
Es reicht eben nicht auf das aktuell Bestehende der
Biotopvernetzung zu verweisen. Auch wenn vielerorts diese Vernetzung zum
erforderlichen Prozentsatz bereits schon stattfindet, geht es darum einen
Regionalplan auszuweisen, der maßgeblich Artenvielfalt stärkt – und das geht
in Zukunft ausschließlich mit den bestehenden Flächenpotentialen und mit uns
Bäuerinnen und Bauern zusammen.
Anna Viktoria Pröbstle
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