Mittwoch, 7. Juli 2021

"Großer Verlierer am Regionalplan ist die Landwirtschaft"

 


Statement zur Landwirtschaft im Regionalverband (25.6.21)

Während 1996 – dem Jahr der letzten Fortschreibung des Regionalplans Bodensee-Oberschwaben der durchschnittliche landwirtschaftliche Betrieb bei rund 16ha Produktionsfläche lag – liegt er heute bei rund 36ha pro Betrieb. Sprich 20ha braucht ein durchschnittlicher Betrieb mehr, um überhaupt konkurrenzfähig zu bleiben.  Während 1996 noch rund 90.000 Betriebe als landwirtschaftliche Betriebe in BW wirtschafteten, sind es heute noch rund 39.000. Einem Verlust von über 50.000 Betrieben, bäuerlichen Familienbetrieben. Bauernsterben in Oberschwaben.

Der neue Regionaplan-Entwurf stellt erneut den endlichen Faktor Boden für Verkehr und Industrie zur Verfügung – entzieht diesen der Landwirtschaft, der für sie so wichtig ist wie für einen Menschen das Atmen – ohne Boden keine Landwirtschaft. Unternehmerisch für uns landwirtschaftlichen Unternehmer – ein NO-GO  – ein Garausmachen.
Der Regionalplan: eine einseitige Vorgehensweise; er wurde ohne uns Bäuerinnen und Bauern gemacht, wir die seit Jahrhunderten oder länger diese Flächen bewirtschaften und das täglich Brot für unsere Region erzeugen,

Nun sollen durch den neuen Entwurf uns Bäuerinnen und Bauern erneut rund 3000ha an Fläche zur heimischen Lebensmittelproduktion, zeitgleich Flächen für Co2 Senken und dem Humusaufbau entzogen werden.

Ich erinnere, dass sich der BLHV – badisch landwirtschaftlicher Hauptverband, die AbL, demeter Baden-Württemberg, die Bioland Gruppe Sigmaringen-Bodensee sowie einzelne Betriebe der Solidarischen Landwirtschaft dezidiert GEGEN den aktuell vorliegenden Entwurf positionieren und allesamt dem Aktionsbündnis zukunftsfähiger Regionalplan beigetreten sind. Das sind hunderte an Bäuerinnen und Bauern, die durch die Entscheidung heute um ihre Zukunft fürchten müssen.

Eine derartige Flächenreduktion für die Landwirtschaft bedeutet, dass alleine durch die Neuausweisungen weitere bäuerliche Wirtschaftsbetriebe ihre Hoftore schließen werden. Etliche weitere folgen, da durch das knappere Land, die Pachtpreise in der anschießenden Nachbarschaft in die Höhe steigen lassen – was Boden für Landwirte mancherorts zu einem unerschwinglichen Gut werden lässt – anderenorts ist er dies bereits.

Sonderflächen wie die der Sonderkulturen am Bodensee unter Schutzstatus zu stellen, werden nicht annäherungsweise helfen, dem Druck der zusätzlich auf die landwirtschaftliche Fläche auferlegt wird, entgegenzuwirken. Landwirtschaft funktioniert nur mit Fläche.

Wer diesem Regionalplan zustimmt, stimmt automatisch gegen den Erhalt und die Zukunftsfähigkeit unserer heute bestehenden bäuerlichen Landwirtschafts-Betriebe in der Region Bodensee-Oberschwaben, gegen die zukünftige Produktion von heimischen Lebensmitteln im heutigen Umfang, gegen die Möglichkeit Humus auf diesen rund 3000 ha aufzubauen und sie als Klimapuffer gezielt zum Erreichen des 1,5 Grad Ziels einzusetzen.

Auch Biodiversität braucht Fläche – um Natur Natur sein zu lassen. Spätestens seit Corona wissen wir, dass aktive Naturräume zeitgleich der beste Pandemieschutz sind. Während die Krefelder Studie von einem Insektenschwund von rund 75% spricht, kommt die Studie die auf der Schwäbischen Alb erfolgt auf einen Rückgang von bis zu 97%.

Es reicht eben nicht auf das aktuell Bestehende der Biotopvernetzung zu verweisen. Auch wenn vielerorts diese Vernetzung zum erforderlichen Prozentsatz bereits schon stattfindet, geht es darum einen Regionalplan auszuweisen, der maßgeblich Artenvielfalt stärkt – und das geht in Zukunft ausschließlich mit den bestehenden Flächenpotentialen und mit uns Bäuerinnen und Bauern zusammen.

 

Anna Viktoria Pröbstle

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