Text des BUND-Vorstandsmitgliedes Manfred Walser zur Demo am 3.7.21
Der Regionalplan ist verabschiedet.Fast 3.000 Einwendungen haben keine substantiellen Verbesserungen gebracht. Es gab nur redaktionelle Veränderungen. Das ist frustrierend. Die Politik zeigt sich absolut beratungsresistent.
geworden.“ Wir haben das vom BUND mal überprüft. Der Faktencheck zeigt ein anderes Bild
(siehe Anhang).
In den letzten 15 Jahren hat die Region für Wohnen benötigt: 1.621 ha
Für die nächsten 15 Jahre sind geplant (wenn man die § 13b Flächen mitrechnet): 1.500 ha
Das sind in 15 Jahren ganze 8% weniger Flächenverbrauch.
In den letzten 15 Jahren hat die Region benötigt: 994 ha
Für die nächsten 15 Jahre sind geplant: 1.200 ha
Hier haben wir eine Steigerung von 20%.
In den letzten 15 Jahren hat die Region benötigt: 441 ha
Für die nächsten 15 Jahre sind geplant 300 ha
Das sind fast die Hälfte weniger, aber die wurden vom Bundesverkehrswegeplan festgelegt, da ist
die Verbandsversammlung unschuldig.
verbraucht, in den nächsten 15 Jahren sollen es 3.000 ha sein.
Hier werden die Verbräuche der vergangenen Jahre einfach übernommen: 9 Mio t Kies pro Jahr,
das wird so fortgeschrieben. Sparsamkeit sieht anders aus, Klimaschutz sowieso.
Wenn die Ressourcen knapp sind, verwenden die Menschen ihre Zeit und Energie und ihren Grips
darauf, andere Lösungen zu finden.
Im Klartext : Wenn es keine Flächen auf der grünen Wiese gibt, überlegt man sich, wie man nach innen verdichten und Leerstand aktivieren kann. Und wenn es zu wenig Kies gibt, dann beginnt man mit Betonrecycling –– technisch ausgereift, kaum teurer, aber außerhalb des Straßenbaus noch kaum genutzt.
Aber solange die Ressourcen nicht knapp ist, geht man natürlich den bequemeren Weg. Und den hat die Verbandsversammlung des Regionalverbands gerade freigegeben. Das ist ein klares und mit Zahlen belegbares „Weiter so!“, meine Herren (und wenige Damen). Und es nützt nichts, einfach das Gegenteil zu behaupten!
Fazit: Wir sind an einer wichtigen Abzweigung vorbeigerauscht –– und das ist frustrierend.
(Hätten unsere Entscheidungsträger bloß ein gutes Navi, dann würden sie jetzt hören: „bitte wenden… bitte wenden…“)
Aber wir lassen uns nicht frustrieren. Wir machen uns Mut mit guten Beispielen.
Nehmen wir nur mal den Wohnungsbau. Dass wir bezahlbaren Wohnraum brauchen, das ist klar. Und da kann man einiges tun:
- Das Vorarlberger Projekt „Alte Bausubstanz“ begann im Bregenzerwald. Auslöser war das Problem dass viele der großen alten Bauernhäuser leer stehen oder nur von ein bis zwei alten Menschen bewohnt werden. Das überfordert die alten Leute und ist ein Problem für die Siedlungsstruktur der Gemeinde. Also hat man 2007 mit dem Projekt „Leerstandserhebung“ begonnen.
Zuerst wurde erhoben, wo es solche Häuser gibt. Das geht sehr einfach, wenn man das Einwohnermelderegister hernimmt und schaut, wie viele Personen in einem Gebäude angemeldet sind.
Dann hat man die Hausbesitzer gefragt, wo die Probleme liegen. Das sind viele: Sanierungsbedarf, alte Baustruktur mit niederen Räumen, die schlecht nutzbar ist, Erbgeschichten mit vielen Beteiligten, Unsicherheit was kommen könnte, wenn da fremde Leute wohnen. Reservewohnungen für die Kinder und Enkel usw.Da war schnell klar, dass einerseits ein großer Bedarf an Beratung und Unterstützung besteht und andererseits Alternativen angeboten werden müssen. Die Erfahrungen wurden dann im ganzen Land Vorarlberg weitergenutzt.
• Im südlichen Vorarlberg wurde das Projekt „Sanierungslotse“ ins Leben gerufen. Der berät zu Fragen wie Bedarf, Nutzung, Energie, Folgekosten und Förderungen. Zu Beginn wird ein kostenloses Impulsgespräch zum gegenseitigen “Beschnuppern” und Festlegen des ungefähren Beratungsbedarfs durchgeführt. Erst danach entstehen Kosten.
• In Götzis entstand in Zusammenarbeit mit einer Universität das Projekt „Unter der Bahn“. Da ging es um Strategien zur Verdichtung in einer Einfamilienhaussiedlung. Es hat gezeigt, dass in einem Gebiet mit derzeit elf Einfamilienhäusern knapp 180 zusätzliche Personen leben könnten, ohne dass der Charakter der Einfamilienhausstruktur vollständig verloren geht. Aber am interessantesten waren die Gespräche mit den Bewohnern. Da haben vier Familien, die sich gut miteinander verstehen, vorgeschlagen, dass man neue Wohnungen als Reihenhäuser am Rand herum anordnen könnte, sodass in der Mitte ein großer gemeinsam genutzter Garten auf den 4 Grundstücken entsteht. Und in einem andern Fall haben die Kinder eines Ehepaars ein Haus in den Garten gebaut. Die Nachbarn haben gesagt: „Wie kann man bloß –– der schöne Garten!“
Als man das Ehepaar gefragt hat, haben sie gesagt. „Gottseidank, der Garten ist uns eh‘ über den Kopf gewachsen und jetzt haben wir die Enkel ums Haus,, das ist schön.“... man muss sprechen mit den Leuten…
• In Krumbach im Bregenzerwald haben sie im Dorfzentrum ein Mehrfamilienhaus mit einem kleinen SPAR-Markt im Erdgeschoß gebaut, damit die alten Leute aus ihren großen Häusern ausziehen konnten und jetzt in der Dorfmitte wohnen und alles zu Fuß erreichen können –– die Nachfrage war groß, die Wohnungen schnell vergeben.
• Wohnmodule Q4: In Wolfurt hat ein älterer Herr eine große Obstwiese am Ortsrand, die bereits als Bauland gewidmet ist. Die Kinder brauchen sie nicht, aber sie soll später für die Enkel da sein. Da plant die Gemeinde in Absprache mit ihm zwischen den Obstbäumen eine Erschließung für vorgefertigte, wieder abbbaubare Holzhäuser, die für einen begrenzten Zeitraum –– 25 Jahre –– da stehen dürfen. Das sind 20 Wohneinheiten in 5 Gebäuden. Dann werden sie wieder abgeräumt und die Obstwiese kann von den Enkeln genutzt werden.
• In der Vorarlberger Gemeinde Röthis wurde eine stillgelegte Tischlerei, die in Wohnraum umgewandelt werden sollte, als Zwischennutzung mit einem Festival zum Thema 'Leerstand und Unternutzung' bespielt. Die Veranstaltungen umfassten einen Spaziergang mit einer Schulklasse, Ausstellungen, Musik, Impulsvorträge, Diskussionen und weitere Aktivitäten zur Werbung für die Nutzung von Leerstand.
• In allen 14 Gemeinden der Vorarlberger Region Walgau werden Workshops mit Bürgermeister, Gemeindevertretern und Verwaltungsmitarbeitern durchgeführt. Dabei wird das Siedlungsgebiet flächendeckend auf seine Verdichtungspotentiale hin betrachtet. Dabei beginnt „Verdichtung“ schon im Einfamilienhaus -Gebiet (Aufstockungen, Zubauten) und reicht bis zum Geschosswohnungsbau.
• Das Land Vorarlberg hat einen Bürgerrat zum Thema „Umgang mit Grund und Boden“ durchgeführt, den 1.400 Bürgerinnen und Bürger mit ihren Unterschriften eingefordert haben. Bei einem Bürgerrat setzen sich etwa 40 zufällig ausgewählte Laien über mehrere Tage zusammen und erarbeiten Ziele. Sie werden von verschiedenen Experten unterstützt und bekommen für ihr Engagement eine bezahlte Freistellung vom Beruf oder sonstige Unterstützung, damit sie sich ganz dem Anliegen widmen können. Die Ergebnisse waren von hoher Qualität; die zentrale Aussage lautete: „Mehr Nutzen, statt Besitzen“. Sie fanden Eingang ins „Raumbild Vorarlberg“ und wurden von verschiedenen Initiativen im Land aufgegriffen.
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Danke für‘s Zuhören.
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