Kaum noch Schnee, schwankende Temperaturen und Frühling ab Februar – das sind Anzeichen, dass der Klimawandel die Bodenseeregion erreicht hat. Genau deshalb wollen die vier Gründer von Local Zero Überlingen etwas tun. Ihr Ziel: Klimaneutralität in Überlingen bis 2035. Mehr noch: Ein konkretes Klimaschutzkonzept, das die Stadtverwaltung dazu verpflichtet.
Die Gruppe besteht aus Leon Beck (Produktdesigner, 26 Jahre), Klaus Woerner (Architekt, 62 Jahre), Irene Alpes (Rentnerin, 65 Jahre) und Tim Günther (Rentner, 77 Jahre). Sie haben sich in der Überlinger Klimawerkstatt Ende Januar zusammengefunden und wollen gemeinsam die Klimapolitik Überlingens mitgestalten. „Wir sind voller Elan, etwas zu machen“, sagt Alpes.
....Klimaneutralität – wie soll das gehen?
Die Überlinger Klimaschützer orientieren sich an dem Leitfaden des Netzwerks Local Zero. Das Ziel ist es, dass die Stadt Überlingen ein Klimaschutzkonzept mit konkretem Zieldatum und Zwischenzielen beschließt. Der Vorteil an diesem Ansatz liege auf der Hand, so Alpes. „Damit können wir der Stadt immer auf die Finger schauen.“
Im Falle Überlingen haben Stadt und Bürger bei der Klimawerkstatt Ende Januar bereits begonnen, ein solches Klimaschutzkonzept zu erarbeiten. Dieses soll im November im Gemeinderat beschlossen werden, nachdem es im September nochmals mit den Bürgern diskutiert wird. Diese Entwicklung wollen die Klimaschützer kritisch begleiten. Klaus Woerner unterstreicht: „Wir sind aber kein paralleles Programm dazu, sondern wollen das unterstützen.“
Sie suchen nach Mitstreitern
Was sie darüber hinaus als Gruppe machen wollen, ist noch nicht festgelegt. Das sei aber kein Problem, heißt es von den Mitgliedern. Wie es auf der Webseite von Local Zero steht, sollen sich Interessierte im ersten Schritt zur Gründung finden. Im nächsten Schritt veranstalten sie am 7. März um 18 Uhr ein Online-Meeting, wo sie mit potenziellen Mitstreitern das weitere Vorgehen diskutieren.
Ihre eigene Instagram-Seite soll zudem dabei helfen, lokale Klimaschützer für sich zu begeistern. Es sollen weitere Treffen und Workshops folgen.
Was ist, wenn die Stadt sich nicht an den Plan hält?
Der Ansatz von Local-Zero-Gruppen funktioniert grundsätzlich nur, wenn sich Kommunen an das selbst beschlossene Klimakonzept halten. Wie das Beispiel Markdorf zeigt, ist das aber schwieriger als gedacht. Dort sorgt der Zukunftsplan im Gemeinderat bereits für Streit. Was ist also, wenn sich die Stadt Überlingen gar nicht erst an die Ziele hält? „Davor sind wir nicht gefeit“, sagt Woerner. Wichtig seien aber Zieldatum und Zwischenziele, betont er. „Denn ohne Ziel entziehe ich mich jeglicher Kritik.“...
Chef der Umwelthilfe: „Wenn keiner etwas versucht, passiert nichts“
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, sieht die Gründung lokaler Local-Zero-Gruppen positiv. „Was wir brauchen ist, viel mehr Engagement aus der Bevölkerung und ehrgeizige Ziele“, sagt er. Neugründungen dieser Art hätten den Vorteil, dass sie Einsteigern einen Zugang zum lokalen Klimaschutz bieten. „Ich sehe es als Bereicherung und auch nicht als Konkurrenz gegenüber anderen Gruppen wie BUND oder Nabu“, sagt Resch....
Erste Erkenntnisse aus der Markdorfer Initiative:
Südkurier hier JÖRG BÜSCHE 16.12.22
Angestrengtes Ringen um ein Klimaschutzkonzept für die Stadt
Im Rat war der Klimaschutz wieder ein Thema: Die 50-Prozent-Stelle ist beschlossen, wird nun aber vom Bauamt-Team gestemmt. Nicht einig waren sich die Räte beim Thema Wärmeplanung: Sind die Ziele zu hoch gesteckt?
„Utopie“ oder „schlüssiger Ansatz“? Zwischen diesen beiden Extremen bewegten sich die Urteile der Markdorfer Stadträte zum Thema kommunale Wärmeplanung. Diskutiert hat es der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung, als einen von mehreren Punkten zum Oberthema Klimaschutzmanagement, das auf der Tagesordnung stand, weil die Stadt bis 2035 klimaneutral sein will. So sieht es jedenfalls der Beschluss vom vergangenen April vor. Gleichzeitig beschlossen wurde, dass die Stadtverwaltung in Zukunft bei allen Vorhaben die Klimafolgekosten auszuweisen hat. Also darzulegen, wie groß der finanzielle Schaden ist, den zum Beispiel der mit den Vorhaben verbundene Ausstoß von Treibhausgasen verursacht. Und um das ebenfalls angestrebte Ziel einer klimaneutralen Kommunalverwaltung bis 2030 zu erreichen, sollte eine eigene Personalstelle im Rathaus geschaffen werden.
Bildunterschrift: Wie wirken sich die städtischen Bauvorhaben aufs Klima aus? Das will die Verwaltung nun genau untersuchen lassen.
Eben diese Stelle für Klimaschutzmanagement-Aufgaben wird nun von der Verwaltung selbst besetzt. Eva Glöggler, Sachbearbeiterin im Bauamt und dort auch mit Klimaneutralität und Nachhaltigkeit befasst, übernimmt die in der Verwaltung neu geschaffene Stelle ab März zu 50 Prozent. „Für uns ist das ein Glücksfall“, erklärte Bürgermeister Georg Riedmann, „weil wir eine Sachbearbeiterin haben, die eins zu eins mit dem Thema vertraut ist.“
Freiwillig auf Fördermittel verzichtet
Auf Fördermittel muss die Stadt bei diesem Vorgehen allerdings verzichten. Sie rechtfertigt diesen Verzicht mit der Ungewissheit, ob sich ansonsten überhaupt geeignete Bewerber für die Stelle finden ließen. Zudem stehe die Verwaltung unter großem Zeitdruck, wenn sie ihre selbstgesteckten Klimaziele noch erreichen will.
Bildunterschrift: Wie heizt die Stadt am besten, um die selbstgesteckten Klimaziele zu erreichen? Hackschnitzel, wir hier an der Jakob-Gretser-Schule, sind eine der möglichen Optionen.
Die Zeit zum Entwickeln von Konzepten sei vorbei, warf Simon Pfluger (CDU) ein. „Nicht zertifizieren, sondern handeln“, forderte er. Energie und Gelder, die in so teure wie aufwändige Konzepte oder Zertifizierungen fließen, seien an anderer Stelle sinnvoller verwendet: zum Beispiel für konkrete Maßnahmen des Klimaschutzes. Markdorf handle längst, antwortete der Bürgermeister. „Wir sind da ganz weit dran und drin“, versicherte er. Sich beim Handeln von Konzepten leiten zu lassen, sei sicherlich kein Fehler.
Bildunterschrift: Auch der Verkehr in Markdorf gehört mit ins Blickfeld beim Weg hin zur Klimaneutralität. Der ÖPNV soll gestärkt werden.
Klimakosten nicht den Kindern aufbürden
Joachim Mutschler, Fraktionsvorsitzender der Umweltgruppe, erkundigte sich zwar nach Möglichkeiten der Verwaltung, sich die neue Klimaschutzstelle nicht doch noch von anderer Seite fördern zu lassen. Insgesamt aber begrüßte er es, wenn nun durch die Verwaltung selbst die Klimafolgekosten in den Blick genommen werden, „schon um unseren Kindern diese Lasten nicht aufzubürden“.
Bildunterschrift: Könnte zu einem klimaschützerischen Leuchtturmprojekt werden: Das geplante Neubaugebiet Klosteröschle in Riedheim.
Zu Kontroversen kam es bei einem anderen Thema: der kommunalen Wärmeplanung.
Das Land nimmt dabei seine Kommunen in die Pflicht – zumindest die größeren, die Kreisstädte und die Stadtkreise ab 20 000 Einwohnern. Diese Größe erreicht Markdorf mit seinen 14 000 Einwohnern zwar nicht. Das Instrument einer kommunalen Wärmeplanung möchte man dennoch nutzen. Hilft es doch, die Stadtentwicklung auf Nachhaltigkeit auszurichten. Und dafür wiederum gibt es Fördermittel vom Land.....
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