Schwäbische Zeitung hier
Die Pflicht zum Solardach ist derzeit ein großes Thema. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder fordert das bundesweit, will es aber im Freistaat selbst nach politischen Querelen erst mal nicht durchsetzen. Und in Baden-Württemberg brachte die grüne Landesregierung das Thema für Neubauten ins Spiel: Ab 1. Mai 2022 gilt die Solarpflicht im Bundesland für jedes neu gebaute Wohnhaus. Und ab dem 1. Januar 2023 muss bei Dachsanierungen nachgerüstet werden. Die Zeichen stehen angesichts der Auswirkungen des Klimawandels auf die Umwelt auf Energiewende.
Im Bodenseekreis sieht das alles aber noch recht mau aus. Der Anteil von Solarstrom an der gesamten benötigten Energiemenge liegt hier gerade einmal bei 7,7 Prozent. Und auch in absoluten Zahlen liegt er mit rund 100,2 Millionen Kilowatt erzeugten Solarstroms (bei einem Gesamtbedarf von 1,3 Milliarden kWh) im Vergleich mit den meisten Nachbarlandkreisen weit abgeschlagen hinten.
Beim Bodenseekreis muss laut Walter Göppel beachtet werden, dass zehn Prozent des Stromverbrauchs zu Lasten der Bodenseewasserversorgung (Trinkwasserförderung nach Stuttgart) gehen. Die Bodenseewasserversorgung belegt im Wasserwerk Sipplinger Berg rund 9000 Quadratmeter Dachfläche mit Solarmodulen.
Besser steht da der Landkreis Lindau da. Zwar sind die Zahlen nicht mehr ganz aktuell, zeigen aber den Unterschied in der Gewichtung. Denn dort sind es einige Zeit vor Corona zwar lediglich 70 000 Millionen Kilowatt Solarstrom gewesen, die erzeugt worden sind. Doch während der Bodenseekreis etwa 216 000 Einwohner (2019) hat, sind es in Lindau nur rund 81 700 Einwohner (2019). Relativ ist der Anteil von Solarstrom am Gesamtverbrauch in Landkreis Lindau also höher und liegt bei 17,1 Prozent (Bodenseekreis: 7,7 Prozent)...
Dass die Solarstromproduktion im Vergleich recht niedrig ist, heißt im Umkehrschluss, dass hier noch viel Luft nach oben ist. Der Solaratlas des Bodenseekreises (www.ea-bsk.de/solaratlas) zeigt besonders großes Potenzial in Friedrichshafen (ausgeschöpftes Potenzial rund 6,2 Prozent), in Tettnang (ausgeschöpftes Potenzial rund 14,3 Prozent) und in Überlingen (ausgeschöpftes Potenzial rund 10,4 Prozent).
Der digitale Solaratlas der Energieagentur Ravensburg (www.rv.de/solaratlas) zeigt, dass der nördliche Nachbarlandkreis hier bei vergleichbaren Kommunen im Detail besser dasteht. Bei der Stadt Ravensburg etwa werden elf Prozent des Potenzials ausgeschöpft, bei Wangen sind es 25 Prozent. Allgemein haben es kleinere Gemeinden mit einem noch großen Anteil an Einfamilienhäusern, viel Landwirtschaft (große Dächer für große PV-Anlagen) und wenig massiv stromverbrauchender Industrie allerdings grundsätzlich einfacher, den Gesamtstrombedarf durch Sonnenenergie zu decken....
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