Dienstag, 15. Juni 2021

Eine Kiesgrube und ihre Alternativen

Artikel in der Schwäbischen Zeitung  hier  von Katrin Neef und Christian Reichl, Auszüge in blau

Der geplante Kiesabbau bei Vogt ist umstritten - Was für und gegen Ersatzgebiete spricht


Über das geplante Kiesabbaugebiet nahe Vogt im Altdorfer Wald wird weiter heiß diskutiert. Sechs Gemeinden haben Alternativflächen für Kiesabbau vorgeschlagen, um die Grube in Grund vielleicht doch noch verhindern zu können. Ökologisch gesehen hat der Alternativplan jedoch eher Nachteile.
Dass sie gegen die geplante rund elf Hektar große Kiesgrube in Grund nahe Vogt sind, hatten die Gemeinden Vogt, Wolfegg, Schlier, Waldburg, Baienfurt und Baindt schon vor einiger Zeit klargemacht. Die Grube ist umstritten, weil die vorgesehene Fläche in einem besonders wertvollen Teil des Altdorfer Waldes liegt und sich außerdem in der Nähe Trinkwasserquellen befinden. Die Gemeinden wollten aber nicht nur dagegen sein, sondern auch konstruktive Vorschläge machen. Denn Kies werde als Bau-Rohstoff unbestreitbar benötigt. Deshalb haben sich die sechs Gemeinden mit einem gemeinsamen Antrag an den Regionalverband gewandt, der für die Ausweisung von Kiesabbauflächen zuständig ist. Sie schlugen vor zu prüfen, ob es Alternativflächen an den bereits vorhandenen Standorten für Kiesabbau gibt.

Anmerkung dazu: Schade, dass hier in der Schwäbischen Zeitung  wieder mal eine Chance auf  eine kritische  Berichterstattung vertan wurde. Geschrieben wurde inzwischen genug über die Hintergründe,  mehr Weitblick wäre ohne allzu großen Aufwand auch für die beiden Redakteure möglich gewesen.

Momentan wird Kies aus Oberschwaben in großem Umfang  in die noch kies-reicheren Regionen von Schweiz und Österreich gekarrt. Warum? Weil es dort teurer ist Kies abzubauen als bei uns. Die nehmen Natur- und Grundwasserschutz in ihrem Land ernster!
Die Zahlen dieses Importes sind in Österreichischen Gutachten einsehbar, ebenso die Willensbekundung der Österreicher, ihre Importe weiter auszudehnen.
Nur der Regionalverband weiß von nichts... Das Umweltministerium allerdings auch nicht, die verwenden lieber die alten getricksten Zahlen der IHK.   hier sind die Infos zum Nachlesen

2020

·         waren 112.800 LKW-Fahrten wegen Kiesexport für Österreich und die Schweiz in unserer Region unterwegs (hauptsächlich im Kreis Ravensburg, teilweise im Bodenseekreis) .

·         In der Stunde ergaben sich 2020 somit 70 LKW- Fahrten quer durch Oberschwaben.

·         Somit ergaben sich bei der Berechnung genau 2.25 Millionen Liter an Dieselkraftstoff welche für den Kiesexport aus Oberschwaben nach Vorarlberg und in die Schweiz verbraucht werden. 

·         Dadurch wurden 5.962 Tonnen CO² freigesetzt

 

 

2023

·         Werden es nochmal 30.000 Fahrten mehr sein. Wir kommen damit auf über 140.000 LKW-Fahrten pro Jahr

·         Für den geplanten Export 2023 ergibt sich schon die unvorstellbare Gesamtsumme von knapp 3.5 Millionen Liter an Dieselkraftstoff. 

·         Dadurch werden 9.275 Tonnen CO² freigesetzt

 

 


Dafür werden bei uns Kiesgruben ausgewiesen. Dafür leiden wir alle unter dem immensem LKW-Verkehr durch unsere Ortsteile und dürfen dann die Straßensanierung auch noch bezahlen!
Der Regionalverband ignoriert eisern alle Hinweise und Einwände und hält an seinem Plan fest - warum nur? Kies ist ein ziemlich bedeutender Wirtschaftsfaktor und dementsprechend heftig sind die Bestrebungen zum Erhalt dieser einmaligen Einnahmensquelle. Wer dabei seine Finger im Spiel hat kann man hier in der Bildschirmzeitung lesen.
Dank sei Herr Binding von der SPD für seine Recherche.
Der spannende Artikel in der Bildschirmzeitung fragt: "Was hat die Kiesgrube in Grenis (bei Amtzell) mit einem russischen Oligarchen, mit Putin, mit Navalny und mit Trump zu tun. Allein die Frage wird verwundern? Die Antwort aber noch mehr! Es gibt tatsächlich Zusammenhänge."

Der Ergebnis dieser Prüfung: Es gibt zwar keinen Einzelstandort, der die geplante Grube in Grund ersetzen könnte, mit einer Kombination von vier Alternativstandorten könnte man aber die benötigte Menge von rund drei bis vier Millionen Kubikmetern Kies erreichen. Hierzu müssten im Regionalplan vier Flächen in bereits bestehenden Abbaugebieten zusätzlich ausgewiesen werden.....
Das sahen die Räte ähnlich und stimmten unisono gegen die Option, die fragliche Fläche im Humpißwald als Alternativstandort anzubieten. In mehreren Redebeiträgen wurde Kritik an der Landesregierung laut, den Behörden wurde Untätigkeit vorgeworfen. Auch Bürgermeisterin Simone Rürup sagte: „Es ist nicht fair, dass es nun an den Kommunen hängen bleibt. Das Land muss tätig werden.“
Hintergrund ist die Tatsache, dass der Wald bei Grund Staatsforst ist, also dem Land gehört. Der Kiesunternehmer Rolf Mohr, der dort Kies abbauen will, hat die entsprechende Fläche bereits seit längerer Zeit vom Land gepachtet. Die Landesregierung hat bisher eine Einmischung ins Thema abgelehnt und auf den Regionalverband verwiesen. ....
Außer Vogt stimmten alle Gemeinden gegen die Alternativstandorte
„Wir kommen zu dem Ergebnis, dass die Vermeidung eines Neuaufschlusses in Grund so wichtig ist, dass der Abbau an bestehenden Standorten besser wäre, auch wenn hierfür mehr Fläche benötigt wird“, erklärte Bürgermeister Peter Smigoc den Standpunkt der Gemeindeverwaltung.....
Vogts Bürgermeister Peter Smigoc ist auch Mitglied der Verbandsversammlung des Regionalverbands. ... Der Vogter Gemeinderat Peter Geiger forderte den Bürgermeister auf, in der Regionalversammlung gegen den Plan zu votieren, sollte die Kiesabbaufläche in Grund nicht gestrichen werden.

Was natürlich ein ziemliches "Rum-Geeiere" des Bürgermeisters nach sich ziehen musste, es handelt sich typischerweise um einen heftigen Interessenskonflikt. Das bringt die Doppelfunktion Bürgermeister / Mitglied des Regionalverbandes unweigerlich mit sich.
Daher unsere Forderung: Bürgermeister raus aus dem Regionalverband! Diese Macht Konzentration im innigen kleinsten Kreise schadet unserer Demokratie ganz erheblich.
Und unserem Ländle schadet es noch mehr!

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