Donnerstag, 29. Februar 2024

Wo der Klimawandel momentan zuschlägt: Spanien und Südamerika

hier  Deutschlandfunk 7.2.24  Von Susanne Götze

Südspanien: Trockene Felder, sterbende Gärten durch den Klimawandel

Klimaszenarien sagen für Südspanien geringere Niederschläge und Dürreperioden in den nächsten Jahrzehnten voraus. Schon die bisherigen 1,3 Grad Temperaturanstieg gegenüber der vorindustriellen Zeit führen in Andalusien zu einer zunehmenden Wassernot. Mit erheblichen Folgen für die Landwirtschaft und ihren rund 250.000 Beschäftigten.

„Ich habe das Gefühl, dass es immer wärmer wird. Alles heizt sich irgendwie auf. Der Frühling beginnt früher, der Sommer ist zu lang und zu heiß und die Herbstmonate ziehen sich immer häufiger bis in den Dezember hinein – ohne, dass es ausreichend regnet. Die anderen Bauern sehen das genauso: Es wird wärmer und trockener.“

Jorge Molero ist Gemüsebauer im andalusischen Bergdorf Dúrcal. Nach Feierabend sitzt der 40-jährige Öko-Bauer unter einem Schatten spendenden Walnussbaum und schaut auf sein Land – zu Füßen der Sierra Nevada. Hinter ihm liegt ein Feld mit Kürbissen. Und auf der Ackerfläche vor ihm wachsen Gemüsesetzlinge heran. Seine Erzeugnisse verkauft er an einen städtischen Bioladen im 30 Kilometer entfernten Granada. Reich wird er davon nicht, aber das Einkommen reicht zum Leben.

Wie bei allen anderen Kleinbauern in der Region, hängt seine Existenz vom Schneefall in der 3000 Meter hohen Sierra Nevada ab. Ohne Schnee in den Bergen, kein Schmelzwasser im Frühjahr. Und ohne Wasser, keine Landwirtschaft. So einfach ist das. Jorge Molero beobachtet deshalb besorgt, dass sich die Wetterlagen und damit auch die Klimabedingungen in seiner Heimat seit Jahren verändern.

„Ich befürchte, dass es erneut sehr trocken wird, nicht genug regnet oder schneit und die Temperaturen immer weiter ansteigen. Hitze ist nicht gut für die Pflanzen. Es ist besser, wenn es kühler ist oder manchmal richtig kalt wird. Die Klimaveränderung wird in dieser Region große Probleme mit sich bringen. Aber es geht nicht nur um die Pflanzen, sondern auch um mich, um mich als Mensch. Wenn es sehr heiß ist, ist die Arbeit im Freien die Hölle. Manchmal haben wir hier 40 oder 45 Grad. Da kannst du nachts nicht mehr schlafen. Alles wird sich durch den Klimawandel verändern. Und ich bin sicher, dass uns schlechte Zeiten bevorstehen.“

2.000 Jahre altes System gewährleistet Wasser

Seit sieben Jahren hat der Gemüsebauer Land in einer Größe von vier Fußballfeldern gepachtet, das er rein ökologisch bewirtschaftet– ohne Unkraut- und Insektenvernichtungsmittel. Er hat einen schweren Stand bei den Bauern im Dorf, die nicht verstehen wollen, warum er auf Hilfsmittel gegen Insekten und Pilzbefall verzichtet. Trotz unterschiedlicher Auffassungen haben die andalusischen Bauern jedoch eines gemeinsam: Sie alle hängen von einem zweitausend Jahre alten Bewässerungssystem ab, das die Römer einst ins Land gebracht haben.

Über offene Kanäle – „acequias“ genannt – fließt das Schmelzwasser aus den Bergen in die Talregionen und bewässert über ein ausgeklügeltes System alle Gärten und Felder der Region. Mit dem Wasser in diesem über 24.000 Kilometer langen Netzwerk werden Tausende Hektar Land fruchtbar gemacht. Und das in einer der trockensten Regionen Europas. Rund 100.000 Bauern sind direkt vom Funktionieren des traditionellen Kanalsystems abhängig – etwa die Hälfte aller Landwirte in ganz Andalusien.

Die Bauern machen sich daher große Sorgen. Denn was, wenn die Sierra Nevada wie seit Jahren üblich, immer weniger „nevada“ hat – also mit immer weniger Schnee bedeckt ist?

„Wenn es genug Schnee gibt, wird es ein gutes Jahr. Wir Bauern schauen deshalb auf die Berge und richten unsere Anbauflächen für den Sommer danach aus; wir versuchen, zu überschlagen, wie viel Wasser es wohl geben wird. Wenn es keinen oder wenig Schnee gibt, können wir weniger anbauen. Aber wenn es viel Schnee gibt und nicht nur im Winter, sondern noch bis in den Mai hinein, können wir mehr aussäen. In den sieben Jahren seit ich hier bin, gab es allerdings nur ein- oder zweimal Schnee im Mai.“

Wasser ist in Andalusien schon immer kostbar

Wasser war in Andalusien seit jeher kostbar. Mittlerweile ist es ein umkämpftes Gut. Wetter- und Klimadaten bestätigen unterdessen einen Trend, den Kleinbauern wie Jorge Molero auf ihren Äckern seit Jahren beobachten. Anfänglich haben sie noch von einem eigenartigen Wetter gesprochen, inzwischen wissen auch sie die einzelne Wetterlage von der Summe aller Wetterlagen, dem Klima, zu unterscheiden.....

...Bei vier Grad Erwärmung droht Südspanien die Verwüstung

Bei diesem sogenannten Vier-Grad-Szenario wären nicht nur in Andalusien, sondern auch in ganz Südspanien und Nordafrika Millionen Menschen von der Verwüstung betroffen. Was demzufolge bedeutet: Sobald die Wasserreserven aufgebraucht sind und im Sommer Hitzewellen mit dauerhaften Temperaturen von über 40 Grad herrschen, ist keine Landwirtschaft mehr möglich....


hier Euronews  Von Rebecca Ann Hughes  29/02/2024

Teneriffa will Dürre-Notstand ausrufen

Experten zufolge droht der Insel Monate oder möglicherweise Jahre lang eine kritische Wasserknappheit. Teneriffa plant, den Wassernotstand auszurufen, da die Reservoirs aufgrund der anhaltenden Dürre knapp werden.

In einigen Gebieten Spaniens und der Kanarischen Inseln herrscht große Trockenheit. Die Präsidentin der Regierung von Teneriffa, Rosa Dávila, sagte, es sei einer der "trockensten Winter der jüngeren Geschichte" für die Insel gewesen.

Teneriffa wird nach einer Plenarsitzung den Wassernotstand ausrufen. Dávila ist zuversichtlich, dass die Initiative von allen politischen Parteien einstimmig unterstützt wird, da "die Menschen auf Teneriffa in dieser Frage keine ideologischen Unterschiede sehen."

Experten zufolge steht die Insel vor einer monatelangen oder möglicherweise jahrelangen kritischen Wasserknappheit.

...In den letzten Jahren sind auch die Niederschläge um 15 bis 40 Prozent zurückgegangen. Die Wasserverdunstung hat im landwirtschaftlich genutzten Mittelland der Insel aufgrund der höheren Temperaturen um 10 bis 25 Prozent zugenommen.

Im Januar dieses Jahres wurden Durchschnittstemperaturen von 20,9 °C gemessen, was den heißesten Januar seit 60 Jahren auf der Insel bedeutet.

Teneriffa ruft Dürre-Notstand aus

Die extremen Bedingungen haben die lokale Regierung gezwungen, jetzt Maßnahmen zu ergreifen, um die Wasserversorgung für die trockenen Sommermonate zu gewährleisten.

Lokalen Berichten zufolge waren die Stauseen am 1. Februar nur noch zu 34,6 Prozent gefüllt, verglichen mit 52 Prozent zur gleichen Zeit des Vorjahres.

...Teneriffa sucht nach Möglichkeiten, die Wasserknappheit zu bekämpfen. Dazu gehört die Erhöhung der Kapazität von Wasseraufbereitungs- und Entsalzungsanlagen, um die Versorgung der Landwirtschaft und der Haushalte zu verbessern.

Da es auf der Insel keine Flüsse und nur wenige Dämme gibt, sind 80 Prozent der Wasserversorgung von unterirdischen Quellen abhängig.

Auch andere Regionen Spaniens haben mit Wasserknappheit zu kämpfen. Die Behörden in Katalonien riefen am 1. Februar in Barcelona den Dürre-Notstand aus.

Die Region Andalusien wird die Wassernutzung im Sommer in einigen Städten wie Sevilla und Córdoba einschränken, "wenn es nicht mindestens 30 Tage hintereinander regnet", so der Regionalpräsident.


Focus hier  28.01.2024

Experten sicher: Kanaren droht Kollaps wegen „unkontrolliertem Anstieg gebietsfremder Bevölkerung“

Die beliebte Ferieninselkette der Kanaren steht vor dem Kollaps, warnen Experten. Der enorme Zustrom in die Region belastet nicht nur die Einheimischen, sondern auch das Ökosystem.

Laut Experten steht ein beliebtes Urlaubsziel in Spanien, die Kanaren, vor einem unmittelbaren Zusammenbruch, berichtet die britische Zeitung „Mirror“. Fachleute der Organisation „Ben Magec – Ecologistas en Acción“ warnen vor einer nicht mehr tragbaren Belastung der Infrastruktur aufgrund von Massentourismus. Sollte das enorme Aufkommen an Besuchern nicht reduziert werden, drohe den Kanarischen Inseln ein „systemischer Kollaps“.....


Euronews hier 02/02/2024

"Neue Klima-Realität": von Dürre betroffene spanische Dörfer seit Monaten im Krisenmodus

Tausende Menschen, die in kleinen Gemeinden leben, die von Brunnen abhängig sind und die nun versiegen, haben Schwierigkeiten, sich mit Trinkwasser zu versorgen.


NTV  hier  28.02.2024

Höchster Ausstoß seit 20 Jahren

Waldbrände sorgen für enorme CO2-Emissionen in Südamerika

Auf der Südhalbkugel brennt es vielerorts. Im Februar werden etwa im brasilianischen Amazonasgebiet 3000 Waldbrände registriert - ein Rekord. Nun zeigt sich: Die Feuer in den südamerikanischen Ländern sorgen für den höchsten CO2-Ausstoß seit 20 Jahren.

Verheerende Waldbrände haben in mehreren südamerikanischen Ländern im Monat Februar für den höchsten CO2-Ausstoß seit mindestens zwei Jahrzehnten gesorgt. Wie das EU-Erdbeobachtungsprogramm Copernicus mitteilte, wurden in Brasilien durch die Brände schätzungsweise 4,1 Megatonnen CO2 ausgestoßen, in Venezuela sogar 5,2 Megatonnen. Auch für Bolivien verzeichnete der Atmosphärenüberwachungsdienst von Copernicus (Cams) mit 0,3 Megatonnen einen Rekordausstoß.

Im Februar 2003 betrugen die geschätzten Kohlenstoffemissionen in Brasilien noch 3,1 Megatonnen, in Venezuela 4,3 Megatonnen und in Bolivien 0,08 Megatonnen. Die durch die Feuer verursachte Rauchentwicklung führe in dicht besiedelten Gebieten zu erhöhter Luftverschmutzung, hieß es weiter.

Starkes El Niño beeinflusst Wetter auch im neuen Jahr

Laut den Copernicus-Experten wird in Bolivien und im gesamten Amazonasgebiet normalerweise vor allem im September und Oktober mit Waldbränden gerechnet. Einige Experten vermuten, dass das Klimaphänomen El Niño für die historische Dürre im Amazonasbecken im vergangenen Jahr verantwortlich ist, welche großflächige Waldbrände auslöste, die Ernten schädigte und wichtige Wasserstraßen eintrocknen ließ.

Eine Studie von Wissenschaftlern der Gruppe World Weather Attribution (WWA) vom Januar kam zu dem Schluss, dass der vom Menschen verursachte Kohlenstoffausstoß die Hauptursache ist. Dieser habe Dürren von Juni bis November des vergangenen Jahres 30-mal wahrscheinlicher gemacht. Im brasilianischen Amazonasgebiet wurden im Februar fast 3000 Waldbrände registriert, ein Rekord für diesen Monat seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1999, wie das brasilianische Institut für Weltraumforschung (INPE) mitteilte.

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